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Mobilität der Zukunft wird in Friedrichshafen getestet

Großes Interesse an Bürgerinfo von Stadt, IWT und ZF

Mehr als einhundert Interessierte kamen am Dienstag, 25. September ins ZF Forum zur Bürgerinfo „Teststrecke automatisiertes Fahren in Friedrichshafen“. In Kurzvorträgen und der anschließenden Frage-Antwort-Runde ging es um die Technik an den Ampeln und Datenschutz, um Technik im Auto und Sicherheit, um die Bedeutung der Teststrecke für Stadt, Region und deren Unternehmen und mehr. Eingeladen hatten die drei Projektpartner Stadt, das Institut für Weiterbildung, Wissens- und Technologietransfer (IWT) und ZF.

„Im ISEK-Prozess, dem integrierten Stadtentwicklungskonzept, sind die Themen Mobilität und Digitalisierung zwei von 17 Leitprojekten. Hier haben uns die Bürgerinnen und Bürger den Auftrag gegeben, Innovationen weiterzuentwickeln und Friedrichshafen zum Vorreiter zu machen“, eröffnete Dr. Stefan Köhler, Erster Bürgermeister der Stadt Friedrichshafen, die Info-Veranstaltung. „Mit dem Einrichten der Teststrecke verfolgen wir genau diesen innovativen Ansatz. Friedrichshafen ist eine Stadt der Verkehrs- und Mobilitätsinnovationen und wird dies auch in Zukunft sein.“ Derzeit rüstet die Stadt die Ampelanlagen entlang der Teststrecke mit der notwendigen Technik, so genannten Roadside Units aus.

Die Technik entlang der Straße ist wichtig, damit die automatisiert fahrenden Fahrzeuge mit den Ampeln Daten austauschen können. Zunächst werden Fahrzeuge von ZF auf der Teststrecke unterwegs sein, aber auch andere Unternehmen sollen die Teststrecke für ihre Entwicklungen nutzen können. Wichtig ist dabei allen Projektpartnern die Sicherheit: In jedem Fahrzeug muss hinterm Steuer ein speziell ausgebildeter Fahrer sitzen, der jederzeit eingreifen kann. Zudem haben alle Fahrzeuge die Genehmigung der Zulassungsbehörden für den Straßenverkehr.

Mit einem Zeitraffer-Video zeigte IWT-Innovationsmanager David Pietsch aus der Fahrerperspektive, wo die Teststrecke entlangführt – und welche Aufgaben damit an die automatisiert fahrenden Fahrzeuge gestellt werden: Die Teststrecke verbindet ab Ende Oktober zunächst das Forschungs- und Entwicklungszentrum von ZF mit Werk 2, dem ZF Forum und Werk 1 des Unternehmens. Damit deckt die Strecke die Straßentypen Bundesstraße sowie Tempo-50- und Tempo-30-Zonen ab. Außerdem können Fahrten durch Tunnel, Kreisverkehre, mehrspurige Abbiegungen oder unmarkierte Straßen erprobt werden. Geplante Erweiterungen der Teststrecke binden den Campus Fallenbrunnen sowie die Innenstadt an.

Für ZF hat die Teststrecke entscheidende Vorteile: „Wir haben hier alle wichtigen und anspruchsvollen Verkehrssituationen“, sagte Torsten Gollewski, Leiter Vorentwicklung ZF. „So können wir den Fahrzeugen das Sehen beibringen und dabei auch Dinge wahrzunehmen, die der Mensch beispielsweise nachts gar nicht sieht.“ Wichtig sei auch hier der Aspekt Sicherheit: Sieht das Fahrzeug eine rote Ampel, gleicht es diese Information mit der Signal-Meldung der Roadside Unit an der Ampel ab. Für ZF ist die Teststrecke eine wichtige Chance, so Gollewski: „Es gibt weltweit eine enorme Nachfrage nach neuen Mobilitätskonzepten.“

Das Thema neue Mobilität und neue technische Möglichkeiten stand auch bei vielen Fragen aus dem Publikum und den Antworten der Experten im Mittelpunkt: Wie können Temposchilder sicher erkannt werden? Wie reagiert die Technik bei Schneefall und warum sind unterschiedliche Erkennungssysteme wie Kamera-, Radar- und Lidarsensoren so wichtig, warum kann das Fahrzeug auch im Tunnel und ohne Funkverbindung richtig reagieren?

Dass es dabei nicht nur um Zukunftsmusik geht, darauf wies Torsten Gollewski hin: „Sie werden heute schon automatisiert gefahren, wenn Sie etwa ein Spurhalteassistent in der Fahrspur hält oder ein vorausschauender Notbremsassistent frühzeitig eine Gefahr erkennt.“ Bei solchen Systemen verbindet sich bereits heute Komfort mit Sicherheit.

Info: Die Teststrecke wird ab Ende Oktober mit den ersten Roadside Units ausgestattet, parallel dazu werden die Ampelanlagen barrierefrei umgebaut werden.

Foto, v. l. n. r.: Christoph Horn und Dr. Gerhard Gumpoltsberger (beide ZF), Michael Gerner und Wolfgang Kübler (beide Stadt), Torsten Gollewski (ZF), David Pietsch (IWT) und Dr. Stefan Köhler (Stadt)